Noch einmal zu Billigfleisch und den Reaktionären aus Bayern

Im Spiegel Nr. 34 vom 14.08.2025 wurden die wahren Kosten von einigen Lebensmitteln exemplarisch aufgeführt. Dabei wurden Kosten durch Wasserverbrauch, Boden- und Klimabelastung sowie Gesundheitskosten aufsummiert.

Bei Berücksichtigen dieser verursachten zusätzlichen Kosten müssten

- 500 g Kaffee 9,21 € statt 6,90 €,

- 750 ml Olivenöl 8,01 € statt 5,90 €,

- 1 l Orangensaft 3,43 € statt 2,46 €,

- 250 g Käse 3,04 € statt 2,19 €,

- 500 g Pasta 3,60 € statt 0,79 € und

- 500 g gemischtes Hackfleisch 11,19 € statt 4,89 € *kosten.

* Der Euro-Betrag dürfte hauptsächlich Tierfleisch aus deutscher Tierhaltung entsprechen, Würde man noch die Umweltkosten für Sojafutter-Anbau in Regenwaldgebieten, deren Verschiffung nach Deutschland und die Ausfuhr der Fleischüberschüsse in den globalen Süden hinzurchnen, käme ein noch viel höherer Betrag zustande

Hier zeigt sich ein Grundprinzip kapitalistischer Wertschöpfung: Produktions- und Preisvorteile werden durch immer massivere Ausbeutung und Belastung der Umwelt und Mitwelt erzielt, die der Allgemeinheit als Lebensgrundlage dienen. Diese Wirtschaftsmechanismen sind letztlich eine tödliche Bedrohung der Menschheit.

 

Von derartigen Erkenntnissen ungetrübt setzen Bundeslandwirtschaftsminister und Metzgermeister Alois Rainer und sein Förderer Markus Söder aus Bayern schon bei kleinsten Fortschritten die reaktionären Hebel an. Im Juni 2023 verabschiedete der Bundestag das Gesetz zur Tierhaltungs-Kennzeichnung. Ein zaghafter Versuch, Kunden zu ermöglichen, Produkte aus besserer Tierhaltung beim Kauf von Fleisch zu wählen. Zaghaft, weil das Label beispielsweise von Stufe 1 (Qual-Tierhaltung) zu Stufe 2 den Schweinen gerade einmal mehr Platz im Stall zukommen ließ wie ein DIN-A-4-Blatt groß ist. Startpunkt sollte der 1. August 2025 sein.

 

Und was geschah? Zuerst verschob Minister Rainer den Start auf März 2026, weil angeblich die Wirtschaftsverbände mehr Zeit bräuchten als die ohnehin im Gesetz vorgesehenen 2 Jahre. Dann forderte der Bundesrat-Agrarausschuss die Abschaffung des Gesetzes und nun wollen Union und SPD das Gesetz „umfassend reformieren“, sprich weiter verwässern. Und jüngst wurde noch einmal weiterer Aufschub beschlossen.

Das demokratisch beschlossene Gesetz soll nun Stück für Stück ausgehöhlt werden - auf Kosten der Interessen der Verbraucher, die der geballten Lobby vieler Unternehmer und mächtiger Verbände zu weichen haben. foodwatch, deren Mitteilungen diese Meldung entnommen sind, berichtet über die Phalanx der beim Minister Lobby Betreibenden:

  • Über 30 Unternehme und Industrieverbände, darunter die großen Supermarktketten, der Deutsche Bauernverband, der Lebensmittelverband, sogar McDonalds.

  • Über 20 Milliionen geben diese Verbände laut Register für ihren Lobbyismus aus: Sie beauftragen Gutachter, schreiben Stellungnahmen,setzen PR-Firmen auf Abgeordnete an.

  • Knapp 90 Lobbyisten arbeiten für diese Verbände, gehen beim Ministerium und Bundestagsbüros ein und aus und versorgen diese mit ihren „Argumenten“.

Unter der Walze solch geballter Lobbymacht und bei einem ohnehin den notwendigen Veränderungen abholden Minister drohen selbst aus Vernunft geborene bescheidene Verbesserungsvorschläge endgültig platt gemacht zu werden. foodwatsh ist zumindest eine der NGOs, die sich dagegen stellt.